Induzierte Seismizität im Zusammenhang mit der Umsetzung von Tiefen Geothermieprojekten stellt in Deutschland allgemein – und aufgrund der geologischen Situation des Oberrheingrabens dort im Besonderen – einen gewissen Unsicherheitsfaktor dar. Dieser Umstand führt nicht nur zur Zurückhaltung bei Projektbetreibern und Investoren, sondern stellenweise auch zu mangelnder Akzeptanz der Technologie in der Öffentlichkeit.
Spätestens seit den seismischen Ereignissen in Basel, Landau und Insheim können Geothermieprojekte nicht mehr geplant und umgesetzt werden, ohne dass ein verstärktes Augenmerk auf das seismische Risiko gelegt wird. Ein erklärtes Ziel bei der Umsetzung von Tiefen Geothermieprojekten ist es daher, die induzierte Seismizität so gering wie möglich zu halten.

Im Verbundprojekt „Seismisches Monitoring im Zusammenhang mit der geothermischen Nutzung des nördlichen Oberrheingrabens“ (SiMoN) wurde von den Universitäten Frankfurt und Stuttgart sowie dem Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie (HLUG) Grundlagenforschung für ein besseres Verständnis der Zusammenhänge zwischen natürlicher Nano-, Mikro- und Makroseismizität sowie der durch technische Eingriffe induzierten Seismizität betrieben. Aktive Störungszonen konnten so besser identifiziert sowie insgesamt das tektonische Gesamtverständnis der Region erweitert werden. Dies kann dazu beitragen, die notwendigen Eingriffe während der Projektumsetzung zukünftig so anzupassen, dass die Gefahr induzierter Seismizität minimiert wird.

Im Rahmen des Forschungsvorhabens „SiMoN“ wurde ein regionales Messnetz für ein seismisches Langzeitmonitoring für den nördlichen Teil des Oberrheingrabens aufgebaut, in welchem in Zukunft mehrere Geothermieprojekte umgesetzt werden sollen. Darüber hinaus wurden nanoseismische Messkampagnen durchgeführt, mit denen auch Erschütterungen weit unter der Fühlbarkeitsgrenze detektiert werden.
Das Messnetz umfasst 13 neu platzierte Stationen der Universität Frankfurt sowie fünf permanente Stationen anderer Betreiber, wie beispielsweise des HLUG. Insgesamt wurden drei nanoseismische Messkampagnen durchgeführt. Das Überlandwerk Groß-Gerau bot den Wissenschaftlern hierfür Einblicke in seine Projektplanung, um einen möglichst guten Praxisbezug herzustellen. Die GeoThermal Engineering GmbH brachte als Dienstleister des ÜWG ihre Kenntnisse und Erfahrungen aus der Projektentwicklung im Oberrheingraben ein.


Fact Sheet F&E-Projekt „SiMoN – Seismisches Monitoring im nördlichen Oberrheingraben“